Hochsauerlandkreis. Anlässlich zweier großer Jubiläen im Hochsauerlandkreis – 100 Jahre Sauerland-Museum (1925) und 50 Jahre HSK als Ergebnis der kommunalen Neugliederung (1975) – greift das Sauerland-Museum in Arnsberg diese Jahreszahlen auf, um daraus "Mit Herz, Hand und Verstand" eine große Sonderausstellung zum demokratischen Leben im Sauerland vom 10. Oktober 2025 bis 12. April 2026 zu präsentieren.
Das Narrativ beginnt im Jahr 1925: Die Ausstellung zeigt die Entwicklung von einer Republik mit nur wenigen Demokraten in einer weitgehend religiös geprägten Gesellschaft über die Diktatur im Nationalsozialismus bis zur Gegenwart als Bundesrepublik.
Aus der Zeit seit 1975 beleuchtet die Schau, wie Verwaltungshandeln von oben während der kommunalen Neuordnung, Bürgerinitiativen wie "Stop Koop" 1978 oder Wahlkampfschlachten um die Mülldeponie ORFA 1989 das demokratische Sauerland vielfältig prägen – und vor allem eins: Demokratie passiert vor Ort und alle können mitmachen! Dabei zeigt die Ausstellung auch, wie sich die Ausdifferenzierung der Medienlandschaft auf gesellschaftliche Entwicklungen im Sauerland auswirkt, diskutiert, wie Social Media sich auf Informationsfluss und Wahlverhalten auswirken und berichtet von immer neuen oder wieder aktuell gewordenen Bedrohungen, die unsere demokratische Gesellschaft herausfordern.
Anhand ausgewählter Themeninseln erleben Besucherinnen und Besucher gleichzeitig, wie sich die Lebensbedingungen in den letzten 100 Jahren entwickelt und verändert haben – und wie das im Zusammenhang mit dem Leben und Wirken in einer demokratischen Gesellschaft steht.
Zu den Highlight-Exponaten gehören eine große Murmelbahn, mit deren Hilfe die Besucher sich die Wege der kommunalen Neugliederung erschließen können, die Telefonanlage des Krisenstabs aus den 1980er Jahren sowie die Fahne des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold aus Arnsberg und archäologische Funde von den Kriegsendzeitverbrechen im Arnsberger Wald. Viele Objekte aus dem Alltagsleben der Sauerländer erwecken nostalgische Erinnerungen. So symbolisiert eine Seifenkiste aus Brilon frühe Sporthighlights im Ostkreis, die Amtstracht eines Kirchenschweizers aus Eslohe weckt bei manch einem vielleicht gemischte Gefühle und ein Hochzeitskleid aus den 1920er Jahren stellt sich dem Vergleich mit modischen Entwicklungen in den 1970er Jahren und bis heute – was auch aufzeigt, wie sich Rolle und Chancen von Frauen in der Gesellschaft wandelten.
Familien mit Kindern finden bei einer spannenden Stempelrallye einen spielerischen Zugang zu den Themen Demokratie, Verwaltung und Alltagsleben im Sauerland, während vielfältige Medien und Interaktionsangebote die durchaus ernsten Themen der Demokratiegeschichte mit teils humorvollen, teils unterhaltsamen Aspekten politischer und gesellschaftlicher Prozesse verbinden.
Die Ausstellung wird gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Matthies Weber & Schnegg aus Berlin konzipiert. Die Gestaltung besticht durch farbenfrohe Wände, organische Formen und ungewöhnliche Perspektiven. "Wir zeigen, dass Demokratie und die in ihr garantierte Freiheit unendlich viele Chancen bieten und dass politische Teilhabe wichtig und spannend sind, aber vor allen Dingen auch Spaß machen und den Menschen vor Ort unmittelbar etwas bringen - das sollte sich auch in der Gestaltung der Ausstellung wiederfinden", erklärt Museumsleiter Dr. Oliver Schmidt.
Vermittlungsprogramme für Schulen
Für alle Schulformen und Jahrgangsstufen bietet das Museum ein umfangreiches Vermittlungsprogramm an. Junge Schüler schlüpfen in die Rolle der Demokratie-Entdecker. Jugendliche und erwachsene Schüler entwickeln Ideen für politische Teilhabe, diskutieren die Bedeutung der sozialen Medien für die Demokratie und beschäftigen sich mit der Manipulation durch Bilder in den Medien. Dr. Ulrike Schowe, stellvertretende Museumsleiterin, verantwortet die Konzeption der Programme: "Gerade in der heutigen, zunehmend polarisierten Gesellschaft möchten wir den Schulen eine Gelegenheit geben, sich bei uns als außerschulischen Lernort mit dem Thema Demokratie zu beschäftigen."
Über die sozialen Netzwerke läuft bereits seit September eine "Demokratie-Challenge", bei der die Schulen im Hochsauerlandkreis ihre Kurzvideos zur Demokratie erstellen und hochladen können. Nach einer Abstimmung im Sauerland-Museum erhält die Klasse mit dem besten Beitrag einen Zuschuss von 100 € für die Klassenkasse.
Rahmenprogramm
Das umfangreiche Rahmenprogramm bietet neben vertiefenden Vorträgen zur Demokratie auch verschiedene Workshops wie ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen im November und Februar sowie eine "Live Hacking Show" im März, in der der Referent dem Publikum die erschreckend einfachen Tricks der Hacker vor Augen führt.
Mit dem Lions-Club Arnsberg-Sundern kooperiert das Sauerland-Museum zu zwei Veranstaltungen, die sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Schulen kostenlos angeboten werden. Lions-Club Präsident Dr. Ortwin Ruland hat die Kooperation angestoßen: "Angesichts der vielen Krisen der jüngeren Vergangenheit, der schnellen digital-technischen Entwicklungen und der vielen aktuell neuen Probleme in der Welt scheint es sinnvoll zu sein, sich damit zu beschäftigen, auf welchen Grundlagen unsere demokratische Grundordnung beruht und was dies für uns bedeutet."
Regelmäßige öffentliche Führungen durch die Ausstellung runden das Angebot ab.
Konkrete Termine und weitere Informationen sind abrufbar auf der Homepage unter www.sauerland-museum.de
"Star der Ausstellung zum 100. Geburtstag des Sauerland-Museums ist das Grundgesetz! Seine Bedeutung als Basis für unsere Demokratie ist heute wichtiger denn je. Wir gratulieren herzlich und freuen uns durch den Blick zurück auch auf Impulse für unser heutiges Zusammenleben", so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.
Sauerland-Museum Motiv: Mit Herz, Hand und Verstand
Foto: Sauerland-Museum